Full Bloom

Full Bloom

Besetzung:

Packed Rich - Fender Rhodes, MPC 1000

Miko Watanabe a.k.a. Miko San - Drums, Percussion

Sascha Lüer - Saxofone, Trumpet, Flute, Bass

Robin Jermer - Bass, Percussion


Lieblich, subtil-verstimmte Klavierepisoden und gebrochene Rhodes Akkorde treffen auf psychedelische Samples, Polyrhythmische Beats und saftige Basslines, stark verwurzelt in der Ästhetik von Hip Hop-, Breakbeat, Afrobeat und Dub. Es wird versucht keinen Sound nachzuahmen, nur ein Gefühl zu replizieren. Ein Gefühl dass im Nacken sitzt und explosive Kopfbewegungen verursacht. „We´re searching for the new sound“ bei dem der heute inflationär benutze Begriff Lo-Fi noch wörtlich gemeint ist.


„Da kommt etwas zurück, eine Ära, ein Gefühl. Kraut Space meets Hippie Dub, London Vibe trifft Schwabing Spirit. Das Quintett Full Bloom ist ein junges Münchner Kollektiv mit viel Improvisation im Soul Basis Groove, das sich durch eine Mischung historischer Klangbezüge und aktueller Soundupdates treiben lässt. Der Schlagzeuger Miko Watanabe und der Bassist Robin Jermer bilden die rhythmisch funky fließende Grundlage, ergänzt von Tilman Brandls lässig reduzierten Gitarrenfiguren. Alexis Boettchers Keyboards bauen sphärisch psychedelisch weite Räume, die wechselnden Bläserriffs von Sascha Lüer lassen die Assoziationen von Deep Funk bis Soul Jazz schweifen. Full Bloom ist ein stilbuntes Experiment mit vielen Bezugswelten. Da kommt etwas zurück, die Power des inspirierten Flows.“ Ralf Dombrowski


"Am 3. November stellt das `Sound Collective´ Full Bloom im Rahmen des 34. Jazzfests im Blitz-Club das Album „Time Zones“ vor, ediert auf „Ilian Tape“, dem Label der Zenker-Brüder. Wir assoziieren, wir hören bei den ersten Klängen: Hier werden verschiedene Zeitzonen aufgesucht, die künstlerische Zeit oder besser gesagt, die Zeit in ihrer geistigen Option. Sie ist hier nicht unterworfen der Rigidität eines Zeitpfeils, der uns nur das Konstrukt der Geschichte erlaubt, hier spürt man die Wirkung eines „Quantums“ der reversiblen Zeit. „Respawn“, als Opener wirkt wie eine Öffnung oder ein offener Moment, spielt sozusagen optional wie am Anfang einer Genesiswoche mit Klängen, als die Wasser noch nicht getrennt waren, als die Mandarinen noch keinen Namen hatten, aber schon träumten und Gottheiten noch ohne Asyl waren. Der Titel „Respawn“ rekurriert dabei ein bisschen augenzwinkernd auf die digitale Reanimation in der Gamingwelt. Aber nein, wir sind keine Schöpfer, keine Homunculi, keine Zarathustras, keine Gegenweltmakler oder erboste Engel, wir sind Neuronauten! Wir, das sind Alexis Boetcher (mpc 100, fender rhodes), Miko Watanabe (drums, perc), Sascha Lüer (all horns, bass), Robin Jermer (bass, fx), Tilmann Brandl (guit, fx) und als Gäste Anna Emmersberger (bass), Biboul Darouiche (perc) und Layla Carter (voc). Wenige Kreationsschleifen nach „Respawn“ scheint das Collective in „Time Zones“ den aquatisch schnellen Schall der weit erfassbaren Distanzen kurz zu verlassen und den Wasserspiegel zu durchbrechen.  Dabei schlenkern Lianen synkopisch um Saxophon- und Gitarrenhälse und Fender Rhodes koppelt sich dank mpc 1000 zurück zu trockenen Groove-Akzenten einer fernen Moderne. Ein erster Wetterbericht verleitet Tilman Brandl zwischen den Gewächsen auf seinem Griffbrett etwas wie eine Alteration zu suchen und Sascha Lüer navigiert in Linien, die später einem gewissen Wayne Shorter zugeschrieben werden sollen. Chronos – den Namen Amon Düül hat er empört zurückgewiesen - kann nur noch den Kopf schütteln, wenig später heißt es doch „Giesing Underwater“! Der gemeinte Stadtteil befand sich doch Anfang des sogenannten 3. Jahrtausends auf einem Hochufer! Durch Hancock´sche Water-Torture-Echos schlagen unterseeische Blitze aus dem Crashbecken Miko Rheins. Aus den Dachgiebeln der nicht überfluteten Häuschen Obergiesings hört man aber eine bunte Mischung unabhängiger Stilistiken, die von einer lebendigen Eigenart sind.
Auftauchen, abtauchen, die Musik der Neuronauten bringt die nunmehr getrennten Welten immer wieder zusammen. Der komplex zusammengesetzte Polyrhythmus ist Träger optional angeregter Bilder. Selbst das Schwabylon darf noch einmal auf dem Schwabinger Tor landen. Auch heute geht da kein Hippie hin, die Münchner Freiheit war immer eine unsichtbare, nicht übertretbare Grenze. „Schwabylon Dub“ ist ein fein witziger Schluss dieses Albums der musikalischen Selbsttranszendenz. Von Psychedelic über Fusion bis Two Step, Jazz und Musiken aus allen möglichen Unterwassermetropolen kann man alle möglichen Schubladen bedienen. Das Schöne daran: sie bleiben offen!" Michael Wüst